Gemeinsam mit der Stiftung „Wald für Sachsen” hat bessergrün im Frühjahr 2024 eine Waldfläche in der Sächsischen Schweiz wieder bepflanzt. Wir sprachen mit Christian Steinke, Diplom-Forstwirt und Projektleiter bei „Wald für Sachsen”, über die Herausforderungen der Wiederbewaldung und dem aktuellen Gesundheitszustand des Waldes.
Christian Steinke in Aktion: Der Diplom-Forstwirt setzt sich für die Wiederbewaldung in Sachsen ein – und das mit Hilfe von bessergrün.
bessergrün: Herr Steinke, wie kam es zu der Kooperation zwischen bessergrün und der Stiftung „Wald für Sachsen“?
Christian Steinke: Die Geschäftsleitung von bessergrün hatte die Idee ein Wiederbewaldungsprojekt in Sachsen zu unterstützen: bessergrün wusste von der Not des Waldes in der Sächsischen Schweiz. Also kamen sie auf uns, die Stiftung „Wald für Sachsen” zu und wir sprachen über die ersten Ideen.
Was sind die Ziele der Initiative „Wald für Sachsen“?
Christian Steinke: Sachsen zählt zu den waldärmsten Bundesländern. Allgemein gilt eine Naturlandschaft als ausgeglichen und gesund, wenn ein Drittel mit Wald bedeckt ist.
Das Waldsterben mit einem historischen Ausmaß stellt alle Akteure vor enorme Herausforderungen. Hier setzt die Stiftung „Wald für Sachsen” an – durch Waldmehrung (hier werden Forstsetzlinge auf bisher nicht bewaldeten Flächen gepflanzt); durch Wiederbewaldung von Schadwaldflächen und Waldumbau von Monokulturen (hier werden viele weiter Baumarten in ältere Bestände gepflanzt).
Wie steht es um den Wald in Sachsen bzw. in Deutschland?
Christian Steinke: In Sachsens Wäldern sind 2023 bei 26 Prozent der lebenden Bäume die Baumkronen geschädigt, was dem bundesweiten Durchschnitt von 25,9 Prozent entspricht. Das ist knapp unter dem Höchststand der letzten 33 Jahre von 27 Prozent. Damals waren vor allem der sogenannte „Rauchschaden“ und SO2-Emissionen aus Abgasen von Industrie und Kohlekraftwerken für den schlechten Zustand verantwortlich. Heute hingegen lassen Dürre, Stürme, Schadinsekten und Infektionen ganze Wälder innerhalb einer Vegetationsperiode oder über einen Zeitraum von wenigen Jahren absterben. Diese Schäden haben ein historisch beispielloses Ausmaß erreicht. Abgestorbene Flächen gelten rechtlich noch als Wald, tragen aber kaum noch zur Funktion des Waldes bei. In Deutschland gab es 2022 rund 501.000 Hektar solcher geschädigten Flächen, davon schätzungsweise 64.000 Hektar in Sachsen. Zusammenfassend kann man sagen, dem Patienten Wald in Sachsen und in Deutschland geht es schlecht und er braucht dringend Hilfe!
Im Frühjahr 2024 wurde die Fläche in der Sächsischen Schweiz mit Setzlingen bepflanzt: Denn mit jedem abgeschlossenen Vertrag mit bessergrün-Option kann in Deutschland ein weiterer Baumsetzling gepflanzt werden.
Im April 2024 fand eine Pflanzaktion mit bessergrün statt. Nach welchen Kriterien haben Sie die Fläche ausgewählt, auf denen die Bäume gepflanzt wurden?
Christian Steinke: Im Frühjahr 2024 wurde mit der Unterstützung von bessergrün eine geschädigte Fichtenfläche in der Sächsischen Schweiz bei Lichtenhain wieder aufgeforstet. Die 24 Hektar große Fläche liegt nahe dem Fluss Sebnitz und ist besonders anfällig für Erosion, Hochwasser und Austrocknung. Da dort bisher keine jungen Bäume von selbst angewachsen sind, war es notwendig, neue Setzlinge zu pflanzen. Der private Waldbesitzer unterstützte das Projekt und bat den örtlichen Förster um Hilfe.
Welche Baumarten haben Sie ausgewählt und warum?
Christian Steinke: Die Wiederbewaldung erfolgte mit diesen Baumarten: Hainbuche, Winterlinde, Stieleiche, Flatterulme, Esskastanie, Schwarzerle, Europäische Lärche, Höhenkiefer, Weißtanne und Douglasie. Das Standortsspektrum reicht von trockengefährdeten Kuppen und südexponierten Hängen bis hin zu Nassstandorten in Bachbereichen. Weiterhin sind die Kuppen und Hangbereiche sturmexponiert, sodass tiefwurzelnde Baumarten, welche zusätzlich als trockentolerant gelten wie z.B. Douglasie und Lärchen, eingebracht wurden. Die Esskastanie, Winterlinde, Flatterulme gelten auch als trockentolerant, insektenfreundlich und generell als Habitat für viel Tierarten.
Im Rahmen des bessergrün-Projektes wurden 5.000 Setzlinge gepflanzt und im Rahmen weiterer Projekte insgesamt 26.000 Setzlinge auf dieser 24 Hektar großen Projektfläche.
Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die neu gepflanzten Bäume langfristig zu schützen und sicherzustellen, dass sie gut anwachsen?
Christian Steinke: Eine erfolgreiche Wiederbewaldung fängt mit frischen, vitalen Setzlingen und einer fachgerechten Pflanzung an, geht über die Beseitigung von Konkurrenzvegetation bis hin zu regelmäßigen Zaunkontrollen. Vor der Pflanzung müssen die Pflanzbereiche mit einem Wildschutzzaun versehen werden, weil in diesem Gebiet Rot,- und Rehwild heimisch ist, welches enormen Schaden an den heranwachsenden Bäumen verursacht. Bei Ausfällen von Setzlingen durch witterungsbedingte Ereignisse werden diese nochmal nachgebessert.
Welche langfristigen Visionen hat die Stiftung „Wald für Sachsen“ für die Wälder in der Region?
Christian Steinke: Die Stiftung „Wald für Sachsen” hat sich als Ziel gesetzt den Waldflächenanteil in Sachsen zur vergrößern. Waldfläche heißt für uns aber nicht nur, ein Stück Land mit ein paar Bäumen drauf, sondern eine Fläche mit einem artenreichen, höhen,- und altersdifferenzierten stabilen Mischwald. Der so gestaltete und bewirtschafte Wald weist oft eine höhere Diversität auf als natürlich gebildete Wälder. Bei der Bewirtschaftung eines Waldes kann Artenvielfalt explizit gefördert und erhalten werden. Die Multifunktionalität des Waldes kann gar nicht oft genug beschrieben werden, denn Wald ist nicht nur Holzproduzent, sondern ein Lebensraum, aus welchem der menschlichen Gesellschaft einen Nutzen erwächst, der in all seinen Facetten noch nicht erforscht ist.
Bild1: Bernd Franze (privat)
Bild 2: Denise Krug (privat)
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