02203 500 2225
  1. Startseite
  2. /
  3. Blog
  4. /
  5. „Die Gefahr von Waldbränden steigt auch bei uns”

„Die Gefahr von Waldbränden steigt auch bei uns”

Revierförster Michael Hesse aus Bergneustadt hat mit bessergrün bereits 25.000 Bäume im Bergischen Land gepflanzt. Erfahren Sie, wie diese Partnerschaft den Wald für die Zukunft rüstet und welche Baumarten ausgewählt wurden.

Michael Hesse ist Revierförster in Bergneustadt.
Michael Hesse ist als Revierförster in Bergneustadt tätig und gehört dem Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen (NRW) an. Er ist dem Regionalforstamt Bergisches Land zugeordnet, welches eines von 16 Forstämtern von Wald und Holz NRW ist. Dieses Forstamt trägt die Verantwortung für den Naturraum des Bergischen Landes und setzt sich für dessen Erhalt und nachhaltige Bewirtschaftung ein.

Herr Hesse, die Partnerschaft zwischen Ihrem Revier in Bergneustadt und bessergrün hat zur Pflanzung von 25.000 Bäumen im Bergischen Land geführt. Können Sie uns mehr über die Auswahlkriterien für die Baumarten erzählen und warum gerade diese Arten für die Aufforstung in Gummersbach gewählt wurden? 

Michael Hesse: Dass die Klimakrise unsere heimischen Wälder erreicht hat, ist hier in meinem Revier sehr eindrücklich sichtbar. Auf den seit 2018 entstandenen ca. 1500 ha Schadflächen wuchs vorher vor allem die Fichte, welche aufgrund von Sturm, Dürre und Borkenkäferbefall abgestorben ist. Nun wollen wir mit der Pflanzung dieser 25.000 jungen Bäumchen stabile und klimaresiliente Mischwälder etablieren. Wichtig ist dabei die Mischung von Laub- und Nadelbäumen, die im Klimawandel besser mit Extremen wie langen Trockenperioden zurechtkommen und zusätzlich an trockene und warme Sommer sowie feuchten und milden Winter angepasst sind. Dabei verwenden wir eine bunte Mischung aus heimischen aber auch nicht-heimischen Baumarten. Dies sind z.B. Traubeneiche, Rotbuche, Bergahorn, Lärche oder Weißtanne aber auch die aus dem Mittelmeerraum eingeführte Esskastanie oder die ursprünglich aus Nordamerika stammende Douglasie und Küstentanne. 

Angesichts der großen Verluste des Waldbestandes im Bergischen Land durch Klimawandel und Schädlinge: Welche spezifischen Herausforderungen brachte das Projekt in Gummersbach mit sich, insbesondere in Bezug auf die Hanglage und die manuelle Pflanzung, und wie wurden diese bewältigt? 

Hesse: Wie der Name unserer Region schon vermuten lässt, zählt das Bergische Land zur Mittelgebirgsregion in Nordrhein-Westfalen. Steile und steinige Hänge sind keine Seltenheit. Zusätzlich haben wir in dem für unsere Region typischen kleinstrukturierten Privatwald häufig sehr kleine Waldflächen. Zusätzlich hat sich in den letzten Jahren auf vielen Kahlflächen schon Brombeere, Ginster, Adlerfarn und Reitgras entwickelt. Diese stehen in Konkurrenz zu unseren kleinen Bäumchen und können diese im schlimmsten Fall ausdunkeln und verdrängen. Daher war und ist die Wiederbewaldung anspruchsvoll und besonders für die Forstwirte auch körperlich anstrengend. Ich bin froh, dass uns der beauftragte Unternehmer ein junges motiviertes Team für die Aufforstungsarbeiten zur Verfügung stellte. Auf einigen Flächen wurde zur Vorbereitung z. B. die Brombeere mit dem Freischneider zurückgedrängt und die Pflanzlöcher zur Erleichterung der Pflanzarbeiten nicht mit Hacke oder Spaten gegraben, sondern mit motorgetriebenen Pflanzbohrern ausgehoben. 

Das Wildkonzept spielt eine wichtige Rolle im Rahmen der Wiederaufforstungsmaßnahmen. Wie genau sieht dieses Konzept aus, und welche Maßnahmen wurden ergriffen, um die jungen Setzlinge vor Wildverbiss zu schützen? 

Hesse: Unsere neu gepflanzten Bäumchen schmecken unserem heimischen Wild leider besonders gut, insbesondere die Arten, die nicht so häufig im Wald zu finden sind. Um den Verlust durch Wildverbiss möglichst gering zu halten, haben wir, wo es möglich war, große Pflanzen gepflanzt. Dann sind die gepflanzten Bäume teilweise schon 120 cm groß und wachsen schnell aus der Reichweite unseres Rehwilds. Zusätzlich haben wir auf einigen besonders gefährdeten Flächen bei allen gepflanzten Bäumen Bambusstäbe dazugesetzt. Diese sollen insbesondere den Rehbock vom Verfegen der Pflanze abhalten. Hierbei scheuert der Rehbock im Frühjahr die juckende Bastschicht von seinem Gehörn ab und verletzt dabei die Rinde der jungen Bäume.  

„ Dass die Klimakrise unsere heimischen Wälder erreicht hat, ist hier in meinem Revier sehr eindrücklich sichtbar.”

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Risiken durch Klimawandel und Schädlinge, wie versichert man einen Wald wie den im Bergischen Land effektiv? Welche Art von Versicherung ist für Ihr Revier besonders wichtig, und wie gestaltet sich der Versicherungsschutz? 

Hesse: Gerade in den letzten Jahren haben einige unserer Waldbesitzenden leider schmerzlich erfahren müssen, dass eine Waldbrandversicherung durchaus sinnvoll ist. Im Rahmen des Klimawandels steigt die Gefahr von Waldbränden auch bei uns und in den letzten Sommern hatten wir leider mehrere kleinere Brände, die zum Glück durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehren in meinem Revier glimpflich ausgegangen sind. Viele Waldbesitzenden sind in forstlichen Zusammenschlüssen organisiert. Diese bieten häufig für alle Mitglieder einen Versicherungsschutz an.

Als Revierförster erleben Sie die direkten Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald. Welche Hoffnungen verbinden Sie mit dem Projekt in Gummersbach und der Zusammenarbeit mit bessergrün, und wie sehen Sie die Zukunft des Waldes im Bergischen Land? 

Hesse: Die Auswirkungen des Klimawandels haben das Landschaftsbild im Bergischen Land in nur wenigen Jahren drastisch verändert. Wo früher üppiger grüner Wald stand, prägen heute Kahlflächen das Bild. Daher freue ich mich sehr, dass ich zusammen mit bessergrün und unseren Waldbesitzenden aktiv die Wiederbewaldung mitgestalten und einen kleinen Teil dazu beitragen kann, dass auch in Zukunft der Wald im Bergischen Land seine wichtige Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion für Mensch und Umwelt wahrnehmen kann. 

Bild: Michael Hesse (privat)