Auf den Tag folgt die Nacht. So war es und so wird es immer bleiben. Und doch hat sich etwas Grundlegendes verändert: Die Nächte werden aufgrund künstlicher Beleuchtung vielerorts nicht mehr vollständig dunkel. In diesem Artikel erfahren Sie, was es mit dem Thema Lichtverschmutzung auf sich hat.
Abermillionen von Jahren hat sich nichts an der Tatsache geändert, dass auf den Tag die dunkle Nacht folgt. Zumindest bis Anfang des letzten Jahrhunderts war das weitestgehend der Fall. In der Nacht wiesen Sternenbilder wie die Milchstraße den Menschen den Weg. Doch mit der Industrialisierung verschwand die Dunkelheit Schritt für Schritt. Mit der wachsenden Population in den Städten, dem wirtschaftlichen Fortschritt und dem Straßenausbau kam das künstliches Licht und war plötzlich überall.
Der Begriff Lichtverschmutzung meint die Tatsache, dass es durch künstliche Beleuchtung auch in der Nacht hell bleibt. Durch Strahlung von unten nach oben gelangt Licht in die Atmosphäre. In Städten und Ballungsräumen spricht man dann von einer Lichtglocke. Darunter ist es kaum möglich, mit dem bloßen Auge Sterne zu erkennen. In diesem Zusammenhang hört man deshalb auch den Begriff Lichtsmog.
Neben wachsenden Großstädten, riesigen Gewächshäusern und Flughäfen, gibt es weitere Gründe für die steigende Lichtverschmutzung. Fluch und Segen zugleich sind die light-emitting diodes, kurz LEDs. Seit den späten 90er Jahren feiern sie ihren globalen Siegeszug. Aus gutem Grund: Sie haben eine deutlich längere Lebensdauer als konventionelle Glühlampen und das bei einem deutlich geringeren Stromverbrauch. Aus wirtschaftlicher Sicht sind diese Leuchten lohnenswert und gerade da liegt das Problem. Seit Jahren ist eine geradezu inflationäre Nutzung von LED-Lampen festzustellen. Nicht nur Industriebetriebe und die Werbebranche nutzen die Leuchten. Auch Privathaushalte schmücken ihre Balkone und Vorgärten zunehmend mit Lichterketten & Co. teilweise das ganze Jahr über. Das sorgt für jährlich ansteigende Lichtemissionen.
Forscher haben beobachtet, dass viele Insektenarten wie Nachtfalter und Florfliegen so lange um Laternen herumfliegen, bis sie entkräftet auf dem Boden landen und verenden: Entweder vor Erschöpfung oder weil sie als leichte Beute von lauernden Feinden gefressen werden. Dadurch kommt es zu einer Verschiebung des biologischen Gleichgewichts.
Auch auf die Flora wirkt sich Lichtverschmutzung negativ aus. Durch die Dauerbeleuchtung gerät ihr biologischer Rhythmus durcheinander. Beobachtungen haben gezeigt, dass Organismen – ob Tiere, Pflanzen oder Bakterien – Rhythmen folgen. Werden diese Taktungen gestört, kann es zu unterschiedlichen Auswirkungen kommen. Zum Beispiel, wenn nachtaktive Blütenbestäuber ihrer eigentlichen Aufgabe nicht nachkommen, weil sie durch künstliches Licht angezogen werden. Nächtliche Bestäuber spielen für viele Pflanzen eine wichtige Rolle. Bleiben sie fern, bedeutet dies für viele Pflanzenarten eine geringere Produktion von Samen und damit auch eine schlechtere Entwicklung und Fortpflanzung der örtlichen Gewächse.
Weiter konnte in den letzten Jahren verstärkt beobachtet werden, dass Vögel in Städten deutlich früher wach sind als ihre Artgenossen in ländlichen dunkleren Gebieten. Zugvögel können durch Lichtverschmutzung irritiert werden und von ihrer Route abkommen.
Auch der Mensch ist beeinträchtigt, wenn durch Kunstlicht sein Schlafrhythmus durcheinander gerät. Besonders kaltweißes Licht mit hohem Blauanteil sorgt dafür, dass das Schlafhormon Melatonin gehemmt wird. Dadurch kann der Schlaf gestört werden. Ein gestörter Schlafrhythmus kann zu Übergewicht und zu einem erhöhten Krebsrisiko führen.
Die wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages geben den Sachstand (WD 7 – 3000 -009/19) bezüglich einer rechtlichen Regelungen zur Beschränkung von Beleuchtung wie folgt wieder:
„In Deutschland existiert kein Bundesgesetz, das als unmittelbares Ziel die Bekämpfung oder Beschränkung von Lichtverschmutzung verfolgt. Allerdings bestehen mittelbar auch gegen Lichtverschmutzung wirkende Regelungen zur Beschränkung von Beleuchtung im Bundes-Immissionsschutzgesetz und vereinzelt auch im Baugesetzbuch und in der Baunutzungsverordnung.
Weiter heißt es: „Städte und Kommunen haben zum Teil Pläne für die städtische Beleuchtung entwickelt, die auch den Schutz von Umwelt und Tieren berücksichtigen.“
Seit dem 1.8.2019 geht Bayern gegen Lichtverschmutzung zum Schutz von Insekten vor. Im Naturschutzgesetz und Immissionsschutzgesetz Bayerns gelten neue Regelungen zur Beschränkungen für Außenbeleuchtungen.
Kritikpunkt: Private Gartenbeleuchtungen und innerörtlichen Beleuchtungen werden in den beiden ersten Punkten nicht berücksichtigt.
Überall da, wo großflächig künstliches Licht in der Nacht eingesetzt wird, spricht man von Lichtverschmutzung. Besonders gut kann man Städte, Flughäfen aber auch Gewächshäuser aus dem All erkennen.
Und wo ist es noch dunkel? Diese Fragen stellen sich insbesondere Fotografen und Sternenbeobachter. Leider sind sie nicht so einfach zu beantworten. Laut Aussagen des Forschers Fabio Falchi vom Institut für Lichtverschmutzung in Thiene (Italien) leben rund 80 Prozent aller Menschen unter dem Einfluss von Lichtverschmutzung. Seiner Veröffentlichung zu Folge sind in Europa und Nordamerika 99 Prozent der Bevölkerung betroffen. Wer besonders dunkle Orte sucht, kann sich die Lichtverschmutzung im Weltatlas der Lichtverschmutzung in im Forschungsartikel The new world atlas of artificial night sky brightness finden.
Wer in Deutschland Sterne beobachten möchte, hat gute Chancen im Sternenpark Westhavelland bei Berlin, Im Nationalpark Eifel oder dem Biosphärenreservat Rhön.
Es gibt mittlerweile unterschiedliche Karten, die einen Überblick über Orte geben, an denen die Lichtverschmutzung besonders groß ist. Gleichermaßen lassen sich Orte finden, an denen es noch richtig dunkel wird. Die Ligthpollutionmap zeigt die Entwicklung der zunehmenden Lichtverschmutzung ab dem Jahr 1992.
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